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  • AutorenbildJanila Fuchs

Entkomme dem Axtmörder

Jeder Atemzug brannte. Meine Muskeln schrien nach einer Pause. Und doch zwang ich mich zu einem weiteren Schritt. Und noch einem.

Äste peitschten mir gegen die nackten Beine. Mein Kleid hing in Fetzen an mir herab. Das Kleid, für das ich ein Vermögen ausgegeben hatte, um ihn zu beeindrucken. Nur, damit er mich auf dieser bescheuerten Party einfach abserviert.

Ich stolperte über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin. Die wenige Luft, die noch in meinen Lungen brannte, wurde mit einem Schlag aus mir herausgepresst. Tröstliche Stille legte sich für einen Moment über mich wie eine Decke, bis das Knacken von Ästen sie durchbrach.

Er war ganz nah.

Hier sollte es also enden. Mein junges Leben.


Ich erwartete, Bilder an mir vorbeiziehen zu sehen, doch da war nur dieses schmierige Grinsen von Josh, dem ich meinen nahenden Tod zu verdanken hatte. Ohne ihn wäre ich nicht in den Wald abgehauen, wahrscheinlich nicht mal bei der Party aufgekreuzt.

Noch ein Knacken. Näher diesmal.

Mein Gesicht war noch immer auf den Erdboden gepresst. Sollte ich mich umdrehen? Meinem Mörder in die Augen sehen, wenn er seine Axt erhob?

Alle hatten es für ein Märchen gehalten. Für einen Medien-Gag. Doch nun wusste ich es besser. Den Axt-Mörder von Gwinnith-Forrest gab es tatsächlich. Nur würde ich niemandem je davon erzählen können.

Mein Körper wog schwer wie Blei, dennoch strömte plötzlich ein Schwall Adrenalin durch meine Adern. Ich stemmte mich hoch. Noch war nichts verloren. Noch lebte ich.

Es war jedoch nicht der Axtmörder, der mich aus wenigen Metern Entfernung anstarrte. Nein, es war ein Tier. Ich trat ein paar Schritte auf den Fuchs zu, der nicht von der Stelle wich. Die Zeit schien die Luft anzuhalten, um die Magie des Augenblicks nicht zu stören. Der Blick aus den wachsamen Augen des Tieres war wie eine stumme Einladung.

Als ich den Fuchs erreichte, hörte ich ein dunkles, kehliges Lachen und Schritte. Gemächlich. Der Mann hatte es nicht eilig, mich zu finden. Er musste ahnen, dass ich keine Chance hatte, und schien die Jagd in vollen Zügen zu genießen. »Du kannst dich nicht vor mir verstecken«, verhöhnte er mich in beinahe sanftem Tonfall.

Auf allen vieren kroch ich in den hohlen Baumstamm, neben dem der Fuchs stand, seinen Blick noch immer auf mich geheftet. Dort eingerollt beobachtete ich, wie das Tier verschwand und mich meinem Schicksal überließ. Nur wenige meiner wilden Herzschläge später entdeckte ich ein paar schwerer Stiefel gleich vor meinem Versteck. Die trügerische Hoffnung löste sich auf in einem Dunst aus Todesangst. Es würde nicht lange dauern, bis er mich entdeckte.

Plötzlich durchschnitt ein Klageschrei die Stille des Waldes und Zweige knackten. Die Stiefel bewegten sich fort, in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren.

Gierig sog ich Sauerstoff in die Lungen. Ich musste vergessen haben, zu atmen. Der Jäger war fort. Folgte einem Fuchs, den er für ein junges Mädchen, seine Beute hielt. Das Tier hatte mir wertvolle Zeit verschafft. Zeit, die ich nutzen würde, um aus diesem Wald herauszufinden.

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